Fräulein Mandala und Herr Reinhardt sitzen in einem Wirtshaus mit Blick auf den Hauptbahnhof und unterhalten sich über das Reisen.
Die schlichten Holztische sind mit rot – weiß karierten Tischdecken bedeckt und neben der Kerze haben beide eine Tasse Kaffee vor sich stehen.
Es ist Sonntagnachmittag.
„Ach, “ sagt das Fräulein: „wie gerne würde ich mich jetzt gerade in einen Zug setzen und an das Meer fahren. Oder nach Prag. Immer wenn ich am Bahnhof bin und die vielen Reisenden beobachte entfacht in mir so ein Fernweh.“
„Liebes Fräulein vergessen Sie nicht: heute ist Sonntag und morgen dann Montag. Am Montag beginnt man die neue Arbeitswoche. Könnten Sie es sich denn überhaupt leisten einfach so an einem Sonntag zu verreisen?“
„Herr Reinhardt Sie können sich mal wieder nichts einfach nur vorstellen. Ihre Phantasie reicht bis an die Grenzen der alltäglichen Pflichten und keinen Zentimeter weiter.
Freilich muss ich Morgen wieder Arbeiten. Wäre dies jedoch nicht so, ich würde wegfahren. Sogar ohne Rückfahrticket.“
Beide schweigen eine Minute und Herr Reinhardt nimmt einen großen Schluck Kaffee bevor er fortfährt:
„Phantasie hatte ich einmal. Als ich ein Kind war. Ich denke alle Kinder haben Fantasie. Das gilt doch auch als Tugend oder?“
„Das traurige ist, dass sie weniger wird. Was bin ich gereist in meinen Kinderjahren. Zu Mogli nach Indien, ins Nimmerland mit Peter und noch viel weiter! Heute aber bremsen mich Pflichten, Notwendigkeiten, das schnöde Geld und auch Grenzen.“